Blick auf den Bohrplatz mit der Bohrstelle.© Die Harke
VON ARNE HILDEBRANDT
RODEWALD. Seit Februar fördert das Energieunternehmer RDG in Rodewald kein Erdöl mehr. Der 8000 Quadratmeter große Bohrplatz wird komplett abgebaut, das Bohrloch verfüllt – zurück bleibt nur noch ein Acker. Anfang 2016 blickte Bohrmeister Willy-Hermann Mensen vom Energiekonzern Wintershall noch hoffnungsvoll in das 66 Zentimeter dicke Bohrloch. „Wollen wir hoffen, dass hier in den nächsten 100 Jahren Erdöl rauskommt“, sagte er damals. Nur fünf Jahre später ist das Projekt gestoppt worden. Öl floss zwar, aber zu wenig. „Öl ist nach wie vor da, aber es lohnt sich nicht, es zu fördern“, sagt RDGProjektleiter Andreas Boy (42). Der Lagerstätteningenieur managt den Rückbau der Anlage. „Eine top Anlage“, schwärmt er. Sie ist gereinigt, glänzt wie neu. „Alles kann mit leichten Handgriffen abgebaut werden. Man kann sie einfach an einen anderen Standort bringen“, erklärt Boy. Die modulare Testanlage, wie sie in Fachkreisen genannt wird, soll künftig in Süddeutschland eingesetzt werden.
Ölfeld 1949 erschlossen
Das Energieunternehmen RDG GmbH & Co. KG hat Ende 2019 mehrere Erdölfelder der Wintershall Dea Deutschland übernommen, darunter auch die Lagerstätte Suderbruch. Die Lagerstätte war ein Bestandteil des Veräußerungspaketes. Nachdem die BEB 1994 die Ölproduktion im Rodewalder Suderbruch eingestellt hatte, startete Wintershall 22 Jahre später einen erneuten Versuch, Öl zu fördern. Diesmal mit neuer Technik. Es wurde nicht nur 2380 Meter tief vertikal, sondern auch 400 Meter leicht horizontal gebohrt, sodass man auf eine Tiefe von 2600 Metern kam. Mit dieser neuen Technik erhoffte sich Wintershall ein gutes Ergebnis. Die gewünschten Mengen kamen nicht zutage. 7000 Tonnen Öl wurden in den vergangenen fünf Jahren im Suderbruch gefördert, im Durchschnitt pro Jahr 1750 Tonnen. Das Erdölfeld wurde bereits 1949 erschlossen. Insgesamt 3,4 Millionen Tonnen wurden produziert. Das Erdöl wurde zuletzt nach Lingen zur Weiterverarbeitung transportiert. „Es zeigte sich, dass eine Fortführung der Förderung wirtschaftlich nicht darstellbar sein wird. Daher hat die RDG beschlossen, den Betriebsplatz und die Bohrungen vollständig zurückzubauen“, teilt das Unternehmen auf Anfrage der HARKE mit. „Der Entschluss zum Rückbau hat mehrere Gründe. So wurde bei den technischen Untersuchungen festgestellt, dass das derzeit geförderte Erdölvolumen zu gering ist, um eine Weiterführung des Standortes unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten möglich zu machen. Auch Versuche, die Produktion längerfristig zu erhöhen, waren nicht erfolgreich. Wir sind immer bestrebt, die Förderung bestehender Erdölfelder zu optimieren und weiterzuführen, jedoch haben auch weitere Tests in anderen Bereichen der Lagerstätte nicht zu einem positiven Ergebnis geführt. Der Rückbau hat mit der Außerbetriebnahme und der Reinigung der Anlage im März begonnen und wird voraussichtlich im Juni dieses Jahres mit der Verfüllungder beiden Bohrungen fortgeführt.“ Das Bohrloch müsse für die Ewigkeit gesichert werden, erklärt Boy. „Bis zum Grundwasser wird alles zementiert.“
Projektleiter Andreas Boy vor der Anlage, die den Mix aus Öl und Wasser trennt.© Die Harke„Suderbruch war eine der ältesten und größten Lagerstätten Deutschlands".
Andreas Boy, Projektleiter
1948 wurde im Rodewalder Suderbruch Erdöl entdeckt. „Suderbruch war eine der ältesten und größten Lagerstätten Deutschlands “, sagt Boy. „Wir haben einige Untersuchungen gemacht, ob sich die weitere Förderung lohnt und einen Schlussstrich gezogen: Wir bauen zurück.“ Für Andreas Boy ist der Rückbau eine Premiere. „Für den Rückbau nutzen wir Fachfirmen. Gutachter begleiten ihn. Wir müssen nachweisen, dass nichts kontaminiert ist. Das dürfte nicht schwer sein“, so Boy. „Der Platz ist 2015 gebaut und asphaltiert worden. Und eine Leckage gab es nicht.“
Für eine Ölförderanlage sei der Platz sehr groß, weil eine zweite Bohrstelle angedacht gewesen sei, sagt Boy. Doch dazu kam es erst gar nicht. Das geförderte Öl war ein Mix aus Öl, Wasser und Gas. Wasser und Gas wurden auf dem Platz vom Öl getrennt und ebenfalls verwertet. Gasturbinen erzeugten an Ort und Stelle in einem Minikraftwerk Strom, der nicht nur die Anlage versorgte, sondern auch ins Stromnetz eingespeist wurde. Das Öl und Wasser wurden auf dem Bohrplatz in 100 Kubikmeter großen Behältern gelagert und mit Lastwagen abtransportiert. Das Lagerstättenwasser wurde nach Barnstorf gebracht und für Einpressbohrungen genutzt.
„Bei der Renaturierung des Betriebsplatzes werden auch alternative Nutzungsformen im Bereich erneuerbare Energien geprüft. Eine geothermische Nachnutzung kommt nach Prüfung nicht infrage“, betont die RDG. „Weitere Möglichkeiten könnten zum Beispiel im Bereich der Fotovoltaik zu finden sein. Die Prüfungen dauern derzeit noch an. Der gesamte Prozess wird mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) Niedersachsen, der Gemeinde und den Fachbehörden abgestimmt.“
Ende dieses Jahres, so schätz Andreas Boy, werden die Anlage und der Platz komplett verschwunden sein – sei denn, es gibt einen neuen Nutzer.